Der Grinch in Hohen Neuendorf: Wie der Hort „Waldkids“ ein Theaterprojekt zum Gemeinschaftserfolg machte
Ein grüner Unhold, eine Gruppe engagierter Kinder und Erzieher, und eine Reise über Jahre hinweg – das ist die Geschichte des Theaterprojekts in einem unserer Horte in Hohen Neuendorf. Steffen Schulze, der kreative Kopf hinter diesem Erfolg, hat mit viel Herzblut und Unterstützung seines Teams aus einer spontanen Idee ein kulturelles Highlight in den Hort „Waldkids“ gebracht: Zwei ausverkaufte Vorstellungen und 400 Zuschauer – eine kreative Teamleistung.
18. Dezember 2024 – Hohen Neuendorf –
Ein Artikel von: Jens Karraß
Die Anfänge: Eine spontane Inszenierung
„Alles begann 2022 mit einer kleinen, improvisierten Aufführung,“ erinnert sich Steffen Schulze, 32 Jahre alt und seit 2014 Erzieher beim freien Träger des Hortes, der Jugend- und Sozialwerk gemeinnützige GmbH. Schon als Jugendlicher faszinierte ihn der Grinch: „Ich hatte schon immer eine besondere Verbindung zu dieser Rolle, die für mich nicht nur Weihnachtskritik, sondern auch Wandlung und Versöhnung symbolisiert.“ Gemeinsam mit zwei Kindern entstand damals eine erste Version der Geschichte, aufgeführt einfach nur im Gruppenraum des Hortes, vor einem kleinen Publikum. Im darauffolgenden Jahr 2023 wurde die Inszenierung bereits erweitert: Statt der zwei standen vier Kinder auf der Bühne, und das Interesse wuchs.
Von der Idee zur Theater-AG
Mit der steigenden Begeisterung und nach Absprache mit allen Kollegen, entschloss sich Steffen Schulze, die Theaterarbeit zu professionalisieren. Im Februar 2024 wurde die Theater-AG gegründet, in der bis zu 25 Kinder regelmäßig probten. „Wir haben spielerisch angefangen, mit Schauspielübungen und kleinen Szenen“, berichtet Schulze. Im Mai fand ein Casting statt, bei dem die Rollen an die Kinder verteilt wurden, die mitmachen wollten und nach den Sommerferien begannen die wöchentlichen Proben. Besonders beeindruckend: Das ganze Projekt war nicht nur auf Schauspielerei beschränkt. Andere AGs wie die Handwerks-AG, die Kreativ-AG und die Tanz-AG wurden eingebunden, um Bühnenbilder, Requisiten und Choreografien beizusteuern.
Das große Finale: Zwei Vorstellungen und 400 verkaufte Tickets
Am 6. Dezember 2024 war es dann so weit: In der Mensa der Einrichtung fanden zwei Vorstellungen des Stücks, eine Adaption des Klassikers „Der Grinch“ von Dr. Seuss, umgesetzt in drei Akten, statt. Es wurde speziell von Steffen Schulze für die Kinder des Hortes angepasst, inklusive eigener Dialoge und eines neuen Liedes, das auf der Melodie von „Halleluja“ basiert. 20 Kinder wirkten direkt auf der Bühne mit, während andere hinter den Kulissen halfen, im Vorfeld Requisiten bastelten oder während der Aufführung halfen, das Bühnenbild zu wechseln. Auch Eltern brachten sich aktiv durch Unterstützung schon vor der Aufführung ein, etwa durch Organisation, Schminken und Frisieren, Basteln oder technische Unterstützung.
Die zwei Vorstellungen, um 16:30 Uhr und um 18:00 Uhr, waren restlos ausverkauft, lockten insgesamt 400 Zuschauer an. Der große Andrang wurde durch eine Kartenlimitierung reguliert: Jedes Hortkind konnte nur eine Begleitperson mitbringen. Dies war notwendig, um dem großen Interesse gerecht zu werden. „Die Atmosphäre war unglaublich. Viele Eltern hatten Tränen in den Augen, als die Kinder das speziell komponierte Lied zur Melodie von „Halleluja“ sangen“, berichtet Schulze. Die Bühnenbilder – darunter Who-Häuser aus Eierkartons – und die stimmungsvollen Requisiten wurden von den Kindern selbst gebastelt. Kinder, die nicht auf der Bühne stehen wollten, halfen tatkräftig im Hintergrund mit.
Der Eintrittspreis von 2 € pro Ticket diente zur Deckung der Kosten für Materialien wie Farbe, Holz und Technik. Eltern unterstützten das Projekt zusätzlich mit Sachspenden wie Holzplatten. Zudem sorgten ein Punsch- und Würstchenstand für eine festliche Atmosphäre. Kinder, Eltern und Großeltern waren begeistert.
Ein Teamprojekt mit Herz
„Es wäre ungerecht, nicht zu erwähnen, wie viel Arbeit hinter den Kulissen geleistet wurde“, betont Steffen Schulze. Während der monatelangen Vorbereitung und am Tag der Aufführungen wurde er von seinem gesamten Team tatkräftig unterstützt und steckte alle mit seinem „Grinch-Fieber“ an. Der gesamte Hort stand hinter ihm: Um sich vollkommen seiner Vision des Bühnenbildes zu widmen, wurde er teilweise aus dem regulären Hortgeschehen herausgelöst.
Alles ging Hand in Hand: Die Kreativ-AG erschuf den Kamin des zweiten Aktes und die Handwerks-AG durfte sogar die gespendeten Holzplatten zuschneiden, aus denen ein Berg und die Hintergründe erstellt wurden. Der Bühnenaufbau war ebenfalls eine gemeinschaftliche Aktion des gesamten Hortes. Einige Kolleginnen backten Kekse, die nach der Aufführung an das Publikum verteilt wurden.
Besonders Melanie Gall, Erzieherin des Hortes, die die organisatorischen Fäden zog, und engagierte Eltern waren entscheidend für den Erfolg. „Eine Mutter hat sich um das Schminken und die Frisuren der Kinder gekümmert und eine Kollegin hat mich zum Grinch verzaubert, ein DJ sorgte für die Technik, nahm sogar extra Urlaub für die Generalprobe und den Tag der Vorstellungen“, sagt Schulze. Der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit waren außergewöhnlich.
Eine kreative Herausforderung
Das Drehbuch des Stücks war eine besondere Leistung: Schulze kürzte die Geschichte auf drei Akte und integrierte Dialoge sowie Szenen aus der bekannten Verfilmung mit Jim Carrey. „Man muss für so etwas brennen“, sagt er. Seine Leidenschaft für den Grinch und seine Liebe zur Arbeit mit Kindern machten das Projekt möglich. „Die Kinder und Eltern haben mich gefragt, ob ich schon mal Theaterstunden genommen habe. Aber nein, ich bin einfach nur Erzieher und mache das aus Begeisterung.“
Ausblick: Was bringt die Zukunft?
Nach dem großen Erfolg wird nun überlegt, wie es weitergeht. „Einige Eltern haben schon den Friedrichstadt-Palast ins Spiel gebracht,“ scherzt Schulze. Doch zuerst wird das Feedback der Kinder eingeholt, um gemeinsam zu entscheiden, ob es in einem ähnlichen Rahmen weitergeht oder ob das Projekt weiterwachsen soll.
Das Theaterprojekt hat gezeigt, was mit Kreativität, Teamarbeit und Engagement möglich ist. Es ist ein Beispiel dafür, wie aus einer kleinen Idee große Träume entstehen können – und wie der Hort zur Bühne für große Geschichten wird.
Nachtrag: Begeisterung, die bleibt
Das Feedback zum Theaterprojekt war überwältigend: Eltern und Kinder zeigten sich durchweg begeistert. Aussagen wie „Weltklasse, sowas macht nicht jeder Hort“ oder „Es hat alle Erwartungen übertroffen“ spiegeln wider, wie sehr die Aufführung beeindruckte. Besonders rührend waren die kleinen Gesten: Danksagungskarten, selbst gebackene Grinch-Kekse und sogar Figuren aus dem 3D-Drucker wurden überreicht.
Auch Tage nach der Vorstellung wirkt die Begeisterung nach: Kinder begrüßen Erzieher Steffen Schulze mit einem fröhlichen „Hallo Grinch“ und schwärmen von ihren Lieblingsmomenten – ob von der Szene mit dem Hund Max, dem stimmungsvollen Lied oder schlicht „alles“. Selbst Lehrkräfte der Schule zeigten sich beeindruckt: „Schönes Bühnenbild, professionelle Durchführung und sehr abwechslungsreich“, lautete ihr Lob.
Jens Karraß